Autoscooter

Autoscooter oder Autodrom (weitere Namen siehe unten) bezeichnet ein Fahrgeschäft, das auf vielen Volksfesten und Vergnügungsparks zu finden ist. Im Grundaufbau können kleine Elektroautos, die über Stromabnehmer versorgt werden, frei über eine Fläche gesteuert werden, wobei die Fahrzeuge gegen Rempler mit einem breiten umlaufenden Gummiring gesichert sind. Gleichzeitig können bis zu 30 Fahrzeuge auf der Fahrfläche fahren.





Aufbau und Transport:


Das mobile Fahrgeschäft kann auf zwei bis drei LKW untergebracht werden.


Die Autoscooter werden über die Anzahl der dachtragenden Säulen charakterisiert. Die meisten der heutigen Scooter sind Zweisäulen-Scooter und haben alle wichtigen Teile auf einem so genannten Mittelbauwagen untergebracht. Hydraulisch aufgeklappt stellt er die Scooterhalle dar und muss nur noch durch Licht- und Dekoelemente ausgeschmückt werden. Diese Elemente werden, genau wie die Chaisen (Fahrzeuge), in extra Packwagen transportiert. Früher waren meist Sechs- oder Acht-Säulen-Scooter unterwegs, die sehr aufwändig im Aufbau waren, da die komplette Scooterhalle Stück für Stück aus schweren Einzelteilen zusammengesetzt werden musste.


In den Anfängen der Reisenden Autoscooter bestanden die Scooterhallen aus Holz mit wenigen Eisenteilen. Diese Scooter hatten meist 16 dachtragende Pfosten. Daraus ergibt sich der heutige Sprachgebrauch:

Pfostenscooter – Holzbauweise.

Sechs-, Acht-, Zehn-Säulen-Scooter – Stahlbauweise, die aus vielen Einzelteilen per Hand errichtet werden muss.

Zwei-Säulen-Scooter – Stahlleichtbauweise auf einem Mittelbauwagen, der auseinander geklappt wird.

Die ersten Zweisäuler hatten nur das Dach auf dem Mittelbauwagen. Der komplette Unterbau wurde in separaten Packwagen transportiert und musste von Hand aus Einzelteilen errichtet werden. Bei modernen Zwei-Säulern-Scootern befindet sich bis auf die Chaisen, Licht und Tontechnik alles auf dem Mittelbauwagen.


Die Aufbauzeit eines modernen Autoscooters beträgt mit zwei bis drei Personen etwa acht bis zehn Stunden. Für den Abbau wird etwa die Hälfte der Zeit benötigt. Autoscooter-Halle beim Aufbau:




Stromversorgung:

Das Fahrgeschäft eines Autoscooters benötigt eine Fläche von circa 15 × 30 Metern für die Fahrfläche. Diese besteht aus einer Stahlfläche, die Strom führen können muss. In etwa drei Metern Höhe über der Fahrfläche befindet sich ein stromleitendes Gitternetz, das als Oberleitung dient. Der Antrieb funktioniert damit vergleichbar dem einer Straßenbahn beziehungsweise eines Oberleitungsbusses. Fahrfläche und Gitternetz werden an einen Gleichstromkreis angeschlossen, die Erdung erfolgt über die Fahrfläche. Die Spannung beträgt bis zu 110 Volt, die Stromstärke bis zu 1.000 Ampere. Die Elektroautos schließen über zwei Schleifkontakte den Stromkreis zwischen Fahrfläche und Gitter. Dazu dienen die Stromabnehmer-Stangen am Heck der Fahrzeuge.


Neueste Varianten von Autoscootern haben kein Netz mehr an der Decke hängen, sondern arbeiten mit einer speziellen Stromschienentechnologie im Boden des Geschäftes, wo Abnehmer unter den Fahrzeugen die Spannung abgreifen. Diese sind jedoch auf Volksfesten noch nicht allzu sehr verbreitet, da sie technisch sehr aufwändig und noch nicht so zuverlässig wie herkömmliche Systeme sind.


2007 fuhr auf dem Münchner Oktoberfest der erste Autoscooter, der drei seiner Fahrzeuge über eine Photovoltaik-Anlage betreibt.


Fahrzeuge:

Die Fahrzeuge haben meist Sitze für zwei Personen. Im Innenraum der Fahrzeuge befindet sich das Lenkrad und ein Pedal (das eigentlich nur ein Schalter ist) im Fußbereich des linken oder rechten Sitzes. In Ländern mit Linksverkehr ist dieses wie im Vorbild im Fußbereich des rechten Sitzes angebracht. Die Steuerung der Autos erfolgt über das Lenkrad, das mittig angebracht ist, damit beide Insassen abwechselnd lenken können. Ein Autoscooter hat nur ein Vorderrad, ebenfalls in Wagenmitte. Dieses besteht eigentlich aus dem Antriebsmotor, bei dem als spezifische Besonderheit der Rotor (innen) feststeht, folglich sich der Stator (außen) dreht, um den herum ein breiter Gummireifen befestigt ist und so den Antrieb bildet. Zudem ist die Lenkgeometrie so beschaffen, dass man den Motor – der immer in einer Drehrichtung bleibt – mit diesem Lenkrad endlos um seine horizontale Befestigungsachse drehen kann. Je nach Position des Lenkrads fährt das Auto deshalb nicht nur nach rechts oder links, sondern wird konstruktionsbedingt, bei 180° Motorstellung zur Fahrzeugachse, sogar antriebslos. Dreht man das Lenkrad weiter, beginnt das Fahrzeug folgerichtig rückwärts zu fahren (resp. bei Weiterdrehen wieder vorwärts usw.). Durch diese Konstruktion kontrolliert man über das Lenkrad also das Lenken, das Anhalten und auch die Fahrtrichtung.


Längere Zeit rückwärts zu fahren kann allerdings den restlichen Betrieb stören. Deshalb gibt es immer mehr Fahrzeuge, die mit einer „Lenksperre“ versehen sind, hier kann das Lenkrad nicht endlos gedreht werden wodurch das Rückwärtsfahren nicht mehr möglich ist.


Da alle Elektroautos in gleicher Höhe einen rundumlaufenden Gummipuffer besitzen, sind bei den niedrigen Geschwindigkeiten der Autos Unfälle wie Frontalzusammenstöße oder Auffahrunfälle relativ ungefährlich. Die Fahrzeuge verfügen dennoch über Sicherheitsgurte für jeden Sitz, Kopfstützen, ein Gummilenkrad mit Prallkissen sowie über Polsterungen an Armaturenbrett und Einstiegen. Für Kinder ist das Anlegen des Sicherheitsgurtes Pflicht.


Die typischen Fahrzeuge wiegen ca. 200 Kilogramm und bestehen aus einem Stahlrahmen und Kunststoffkarosserie. Die Maße betragen etwa 2 Meter Länge bei 1,2 Metern Breite. Sie erreichen eine Höchstgeschwindigkeit zwischen 6 und 10 km/h. Viele Fahrzeuge sind echten Autos nachempfunden, das heißt Markenzeichen und typische Gestaltungselemente (beispielsweise Kühlergrillform) wurden übernommen.


Die bekanntesten Fahrzeughersteller sind die französische Firma Reverchon, die italienische Firma Bertazzon sowie die seit 2000 nicht mehr existente deutsche Firma „Gebrüder Ihle, Bruchsal“.


Die Fahrzeuge werden auch „Chaisen“ genannt.


Bedienung:

Mit dem Einwurf eines vor Fahrtantritt an der Kasse zu kaufenden Fahrchips in den entsprechenden Schlitz im Auto wird dieses startbereit gemacht. Der Schlitz befindet sich in der Regel auf der Motorhaube des Fahrzeugs, oder rechts neben dem Lenkrad. Wird von dem Fahrgeschäft der Strom für die nächste Runde angeschaltet, kann die Fahrt begonnen werden. Der Elektromotor wird über das Pedal im Fußraum aktiviert. Rückwärtsfahren ist durch mehrfaches Umdrehen des Lenkrades zu erreichen. Die Startfreigabe wird durch einen Signalton mitgeteilt.


Nach dem Abschalten des Fahrstroms durch den Bediener rollen die Fahrzeuge aus und bleiben auf der Fahrfläche stehen. Nun kann ein neuer Chip eingeworfen werden oder ein Fahrerwechsel stattfinden. Nicht mehr besetzte Fahrzeuge werden vom Personal an den Rand der Fahrfläche geschoben und dort geparkt.


Das Personal benutzt zum Betrieb der Autoscooter so genannte Fahrschlüssel, die nach dem Ende der Fahrt wieder abgezogen werden können. Die Fahrchips der Kunden hingegen fallen nach der Fahrt in einen Sammelbehälter im Fahrzeug, der bis zu 100 Chips oder 1 kg fassen kann. Das Auswerfen der Chips wird durch eine Umkehr der Stromversorgung erreicht. Für den Bruchteil einer Sekunde ist die Fahrbahn der Pluspol und das Netz der Minuspol - damit wird eine Magnetspule aktiviert, die den Chip mittels Bolzen aus dem Automaten auswirft.


Eine einzelne Fahrt für zwei Personen kostet typischerweise 1,50 bis 2,- Euro. Beim Kauf mehrerer Fahrchips gibt es häufig Rabatte. Es versuchen immer wieder Fahrgäste das System auszutricksen. Am häufigsten wird dabei ein Fahrchip mit einer Schnur oder anderen Verlängerung versehen, so dass er nach der Fahrt wieder herausgezogen werden kann bzw. nicht in den Sammelbehälter durchfällt. Das funktioniert jedoch sehr selten, da das Personal sehr genau auf Auffälligkeiten dieser Art achtet.


Geschichte:

In Deutschland tauchten Autoscooter erstmals auf der Messe Große Ausstellung Düsseldorf 1926 „GeSoLei 1926 in Düsseldorf auf. 60 Prozent des Messegeländes präsentierten sich als Rummelplatz.


Die Entwicklung begann jedoch im amerikanischen Vergnügungspark Coney Island. In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erregte das Automobil große Aufmerksamkeit; man wollte dieses „Reiche-Leute-Spielzeug“ dem Normalbürger zugänglich machen. Eine der ersten Fahrgeschäfte dieser Art war 1906 Neville’s Automobile Railroad („Nevilles Auto-Bahn“), auf der die einzelnen Wagen noch ähnlich dem mechanischen Pferderennen von einer Schiene geführt wurden. Die Entwicklung ging aber schon bald hin zu frei beweglichen Fahrzeugen. Beim Gadabout und beim Dodge’em hingen sie seit 1919 an einer netzartigen Oberleitung, wie es heute vom Autoscooter her bekannt ist. Andere wurden mit Batterien und später mit Verbrennungsmotoren bestückt, was um 1930 zur Entwicklung der Go-Kart-Bahn führte. Auf Coney Island existieren beide Varianten heute noch, sie stellen jedoch keine Besonderheit mehr dar.


Ferner gibt es die von der Kirmes oder dem Wiesenfest bzw. Volksfest bekannten Autoscooter, die mit einem Chip funktionieren, in Freizeitparks wie Schloss Thurn auch in einer anderen Version: Der Aufbau gleicht dem der "Volksfest-Scooter", jedoch wird beim Betreten des Parks einmal bezahlt für alle Attraktionen und Fahrgeschäfte, was im Gegensatz zum Volks- oder Wiesenfest ein Wechseln des Scooters ermöglicht, ohne einen weiteren Chip "anfangen" zu müssen.


Jugendtreff:

Das Autoscooterfahren wird mit (meist sehr lauter) Musik untermalt. Es wird überwiegend Techno-, Dance- und Disco-Musik gespielt. Der Betreiber bzw. Rekommandeur macht zwischendurch noch ab und zu Ansagen. Eine Lichtanlage, neuerdings auch aus LED-Lampen, sorgt für Diskoeffekte. Nebelmaschinen hüllen die Fahrfläche kurzzeitig in weißen Nebel. Die gesamte Entertainmentanlage ist bei modernen Autoscootern computergesteuert.


Auf Volksfesten sind die Autoscooter auch wegen des Musikprogramms und der Diskoatmosphäre beliebter Anziehungs- und Treffpunkt für junge Leute zum „Abhängen“.


Das Musikvideo zum Lied „The Grosser“ der Band „Fettes Brot“ stellt diese „Szene“ dar.


Sprachgebrauch:

Der Begriff Autoscooter/Auto-Scooter hat sich als Eigennennung der Fahrgeschäftsbetreiber in Deutschland allgemein durchgesetzt. Er hat dabei die anfangs noch weithin gesehene deutschstämmige Nennung als Selbst-Fahrer/Selbstfahrer weitgehend verdrängt.


Der Begriff Autoscooter wurde aus dem Wort Automatic Scooter gebildet und kommt nicht etwa von den auto-ähnlichen Chaisen. Dies kommt daher, dass früher vor Fahrtbeginn die Fahrkarten (Chips) eingesammelt wurden. Nach und nach wurden die Chaisen dann mit Fahrautomaten ausgerüstet.


Im Südwesten Deutschlands sind auch weiter Boxauto oder Knuppauto die vorherrschende Variante, in Österreich heißt das Fahrgeschäft Autodrom. In Tirol findet sich noch die Variante Puffauto/Buffauto, und in der Schweiz Putschauto, seltener dort auch angelehnte Namen wie Putschiauto/Tutschiauto/Iidütschbahn.[1]


Die angepasste Schreibung Autoskooter ist die eigentlich korrekte Schreibweise, jedoch seltener zu finden. Das Wort Scooter bezeichnet im Englischen einen Kinderroller oder Motorroller, im Deutschen kann Skooter/Scooter aber auch ein Boot mit Kufen bezeichnen, das zum Segeln auf dem Wasser wie auch auf Eisflächen gedacht ist.


Vergleichbare Fahrgeschäfte:

Nach dem gleichen Prinzip gibt es auch Fahrgeschäfte mit Elektrobooten in Wasserbassins. Diese sind vor Kollisionen durch einen Gummiring geschützt.


Es gibt Autoscooter-ähnliche Fahrgeschäfte, bei denen mit batteriebetriebenen Autos und Motorrädern auf einem Rundkurs gefahren wird, der beliebig z. B. auf einem Parkplatz oder anderen betonierten Flächen mittels alter Autoreifen gebildet werden kann, mobil oder fest installiert. Diese Fahrzeuge verfügen ebenfalls über umlaufende Gummiringe zum Schutz vor Remplern.


Rekord:

Der in Bezug auf die Fahrfläche weltweit größte Autoscooter heißt „Rue Le Dodge“ und steht im Vergnügungspark „Six Flags Great America“ in Illinois. Er wurde 1976 in Betrieb genommen und hat eine Fläche von ca. 600 Quadratmetern (15,8 Meter × 38,0 Meter). Europas größter transportabler Autoscooter der Schaustellerfamilie Meyer aus Neuwied (Deutschland) ist ca. 661 Quadratmeter groß (21 Meter × 31 Meter), zwar nicht mehr auf Reisen, aber immer noch einsatzfähig und in Familienbesitz.


Quelle: Wikipedia

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